RVDU

Aktualisiert: September 2022

 

Angesichts der Energiekrise ist die Diskussion um den Erhalt von 10.000 Gaslaternen in Düsseldorf neu entbrannt. Der Rat hat nun ein „Moratorium“ (Aufschub) beschlossen: Bis auf Weiteres werden keine Laternen mehr saniert. Davon ist auch Unterrath betroffen. Mit seinen fast 800 Leuchten hat der Stadtteil eine besonders hohe Gaslaternendichte. Vertreter aus Politik und Wirtschaft, aber auch Bürger fordern sogar den vollständigen Austausch der Glas-Glühstrümpfe gegen erheblich sparsamere LED-Leuchten.

Latern Tower WEB

Mehrere Bürgervereine hatten sich über Jahre für den Erhalt der historischen Beleuchtung eingesetzt. Allen voran die Initiative Düsseldorfer Gaslicht, die auch vom RVDU ideell und finanziell unterstützt wird. Die Initiative vermisst in der aktuellen Debatte „Sachkenntnis“. Sie sieht das Moratorium aber auch als „wichtige Möglichkeit zur Versachlichung der Diskussion“.

Bei weiteren Beratungen wollen neben den „Gaslichtern“ in Zukunft auch Vereine wie der RVDU oder der Bürgerverein Unterrath/Lichtenbroich mitwirken. RVDU-Vorsitzende Luzia Busemann: „Jetzt muss im Detail geklärt werden, welche Gaslaternen bleiben und welche sinnvollerweise durch andere Beleuchtungskörper ersetzt werden sollen. Vor allem aber dürfen die Menschen in unserem Wohngebiet ihr Heimatgefühl nicht verlieren“.

 

Inhaltsverzeichnis

1. Die aktuelle Situation
2. RVDU unterstützt Initiative Düsseldorfer Gaslicht
3. Gaslaternen in Unterrath
4.Die Denkmalliste-Düsseldorfer-Gasbeleuchtung

DOKUMENTATION: Geschichte des Bürgerprotestes

EXRA: LED-Umrüstung: Eine Frage der Farbe

EXTRA: Der Lichterweg im Stadtwerkepark

1. Die aktuelle Situation

Düsseldorfs Gaslaternen verteilen sich netzartig durch 142 Quartiere und Viertel nahezu über das gesamte Stadtgebiet und sind inzwischen unter Denkmalschutz gestellt. Ein erster Versuch zur Aufnahme in die NRW-Antragsliste zur Anerkennung als UNESCO-Weltkulturerbe scheiterte, ein neuer Anlauf ist aber bereits geplant.

Forderungen nach Abschaffung der historischen Lampen setzen die Initiative Düsseldorfer Gaslicht und die sie unterstützenden Vereine entgegen: Dadurch entstehe großer Schaden für das Düsseldorfer Stadtbild, aber es  werde wenig Energie gespart: „Unsere Gaslaternen sind mit weniger als einem Prozent am Gasverbrauch der gesamten Stadt beteiligt. Auch beim CO₂-Ausstoß liegen sie in einer ähnlichen Größenordnung.“

Wegen der bereits begonnenen Umstellung der Gasversorgung von L-auf H-Gas müssen die Gasleuchten-Köpfe instandgesetzt und technisch nachgerüstet werden. Sie erhalten ein neues, mit Batterie und Sensor ausgestattetes Schaltgerät. Diese Ertüchtigung auf heutige Anforderungen –  kostet sicher weniger als die sogenannte Umrüstung auf LED Leuchten, die in Wirklichkeit Abriss und Neubau bedeuten, da unsere viele Jahrzehnte überdauernden Gasleuchten aus technischen Gründen leider nicht auf Strom umrüstbar sind. Das Aufstellen einer LED-Laterne spart im Verbrauch zwar Energie, aber die Produktion und Aufstellung neuer Leuchten bedingt durch einen unglaublich großen Energie- und Ressourcenverbrauch und die notwendigen Baumaßnahmen in den Straßen auch hohe Kosten.

Nach dem Kommunalabgabengesetz könnten Anlieger mit 50% der anfallenden Kosten für neue Laternen belastet werden – mindestens 6000 € pro Laterne. Für die Umrüstung der alten Gasleuchten sind bisher keine Kostenbeteiligungen bekannt.

Doch alle Maßnahmen zur Energieeinsparung lassen sich erst langfristig umsetzen.

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2. RVDU unterstützt Initiative Düsseldorfer Gaslicht

Gaslicht WebMaßgeblichen Anteil am Umdenken der Verwaltung haben die Aktionen der Initiative Düsseldorfer Gaslicht. Sie informiert auf ihrer Website ausführlich darüber, warum es sich aus unterschiedlichen Aspekten lohnt, für den Erhalt der Gaslaternen in Düsseldorf zu kämpfen. Die „Gaslichter“ haben bei  Aufklärungs- und Protestkampagnen die Sprachrohrfunktion übernommen.

Andreas Junge, Unterrather RVDU-Mitglied von der Golzheimer Heide, engagiert sich stark bei den „Gaslichtern“. Das Bewertungsverfahren, wo nun eine Gaslaterne bzw. eine Reihe davon erhalten werden kann, wird seiner Meinung nach sicherlich komplex. Hierbei werden Kriterien wie zum Beispiel Abstand von Straßenrand, notwendiger Anfahrschutz, Parksituation, Barrierefreiheit, Adaptionsstrecken zu Hauptverkehrsstraßen usw. angelegt.

"Gerade bei schmalen Straßen in alten Wohngebieten - wie in der Reichsheimstätten-Siedlung -  wird es kritisch. Am Ende werden sich einige Anwohner*innen schmerzlich von ihren Laternen verabschieden müssen."

Bedenklich ist nach Ansicht der „Gaslichter“ auch der Ersatz vorhandener Gaslaternen durch elektrifizierte Nachbauten mit grellen LED-Leuchten: „Hier stellt sich auch die Frage ob nicht auch der Wert der Immobilie sinkt, wenn davor nicht mehr eine Original-Gaslaterne sondern eine Attrappe steht.“ 

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3. Gaslaternen in Unterrath

Unterrath ist mit derzeit fast 800 Leuchten einer der Stadtteile mit einer besonders hohen Gaslaternendichte. Allein rund 600 davon verbreiten ihr anheimelnd warmes Licht in den Wohnbereichen beiderseits der Kalkumer Straße. Westlich davon sind es 257 Leuchten in der „Reichsheimstättensiedlung“, dem Kerngebiet des RVDU, östlich der Kalkumer sind es 340 Leuchten in der Siedlung bis zur Bahntrasse.

Die Karte zeigt die Standorte und die Aufteilung nach den verschiedenen Gaslampen-Typen  „Düsseldorf“, „Frankfurt“, "Reihenleuchte“, Aufsatzleuchte“ oder „Ansatzleuchte“. Jede hat ihren ganz eigenen Bezug zur Umgebung und zu den Menschen, die rundherum wohnen.

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Standorte von Gaslaternen in Unterrath. Quelle: Vermessungs- und Katasteramt

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4. Die Denkmalliste-Düsseldorfer-Gasbeleuchtung

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Die umfangreichen Unterlagen zur Eintragung der Düsseldorfer Gasbeleuchtung in die Denkmalliste der Landeshauptstadt Düsseldorf können unter diesem Link eingesehen werden. https://www.duesseldorf.de/denkmalschutz/gasleuchten.html#c146869

Im Anhang 5 ist auf den Seiten 185 bis 205 die Bewertung der Bestände in Lichtenbroich und Unterrath aufgelistet.

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DOKU: Geschichte des Bürgerprotestes

Lampe DUS WEB

Seit 2005 wird in Düsseldorf über die Zukunft der Gasbeleuchtung diskutiert. Dabei fallen immer wieder die Begriffe „Heimat, Wohlbefinden, Vertrauen.“ Bei einem Bürgerdialog im September 2018 mit mehreren hundert engagierten Bürgerinnen und Bürgern versprach Bau-Dezernentin Cornelia Zuschke: „Keine Laterne soll pauschal behandelt werden.“

Bei der Eröffnung des „Lichterweges“ im Stadtwerkepark (siehe EXTRA weiter unten) ging sie sogar noch einen Schritt weiter: In den Arbeitsgruppen soll die Hälfte der Sitze auf die Bürger entfallen. Die andere Hälfte werde von Vertretern der Stadtverwaltung und der Stadtwerke besetzt. So wolle sie das „Fachwissen der Gaslicht-Freunde“ einfließen lassen.

Ursprünglich sollten die 56.000 elektrifizierten und 14.000 gasbetriebenen Leuchten im Stadtgebiet durch „umweltfreundlichere und energiesparende Varianten“ ersetzt werden. Das löste einen Proteststurm aus. Mehr als 11.000 Bürger unterschrieben eine Online-Petition dagegen, rund 10.000 Meldungen von einzelnen Bürgern, Haus- und Straßengemeinschaften sowie Bewohnern von Gaslicht-Vierteln wurden bei der Stadt eingereicht.

Das Engagement der Bürger und der Druck der Politiker hat zum Umdenken in der Stadtverwaltung geführt. Dabei setzte sich die Erkenntnis durch:
Der hohe Gasleuchtenbestand zeichnet Düsseldorf aus. Er steht für ein besonderes Heimatgefühl und gilt national als wertvolles Kulturdenkmal.

Der Landschaftsverband Rheinland stellte als Denkmalschutzbehörde fest: „In keiner anderen deutschen Stadt lässt sich die Quantität und Qualität der erhaltenen öffentlichen Straßenbeleuchtung mit Gaslicht so anschaulich und vielschichtig rezipieren wie in der Stadt Düsseldorf, die in industriegeschichtlicher Hinsicht als Stadt des Gaslichts schlechthin angesehen werden darf.“

Im März 2020 beschließt der Rat der Stadt den Masterplan „Energieeffiziente und historische Straßenbeleuchtung„ inkl. Erhaltungsvorschlag für die Gasbeleuchtung“. Darin wird das Erhaltungskonzept für die Gasbeleuchtung festgeschrieben. Für die Jahre 2021 bis 2035 sollen 156,5 Mio. € für alle Bestandteile der Straßenbeleuchtungsinfrastruktur bereitgestellt werden. Das sind jährlich 10,44 Mio. €.

Im Düsseldorfer Amtsblatt vom 26.9.2020 wird die Verfügung veröffentlicht, mit der die Düsseldorfer Gaslaternen unter Denkmalschutz gestellt werden.

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EXTRA: LED-Umrüstung: Eine Frage der Farbe

Bei der Modernisierung von Gaslaternen setzt die Stadt bisher vor allem auf kaltweiße Leuchtmittel.  Das ist nach Expertenmeinung  – ganz unabhängig von allen ästhetischen Gesichtspunkten – biomedizinisch durchaus kritisch zu sehen.

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Überall strahlen auch in Düsseldorf moderne LED-Lampen. Das helle Licht birgt Gefahren, sagen Experten.

„Es wäre ein guter Schritt, wenn wir uns insgesamt bei Stromleuchten und Gaslaternen in Wohngebieten auf eine schonende, warmweiße Beleuchtung einigen könnten“, fordert Andreas Junge von der Initiative Düsseldorfer Gaslicht, „wir müssen unsere Straßen nicht ausleuchten wie Fußballfelder“. 

Die Wirkungen von nächtlichem Licht allgemein und modernen, hoch-lichteffizienten LEDs auf unseren Körper beschreibt der Artikel „Chronobiologen warnen vor kaltweißen LED-Laternen“, den Sie HIER herunterladen können.

LED-Lampen sollen Strom sparen, lange leben und gut für die Umwelt sein. Stimmt das? Und welche Auswirkungen hat das Licht auf unsere Gesundheit? Ein ausführlicher Bericht des SWR-Magazins „Marktcheck“ beleuchtet Aspekte von LED-Lampen im öffentlichen und privaten Bereich.

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EXTRA: Der Lichterweg im Stadtwerkepark

Lichterweg WebAuf einem „Lichterweg“ zeigen die Stadtwerke im Park hinter ihrem Verwaltungsgebäude an der Kettwiger Straße zehn verschiedene Gasleuchten – darunter fünf Varianten des traditionellen Typs „Alt Düsseldorf“ mit unterschiedlichen Beleuchtungsarten wie Gas, LED warmweiß, LED kaltweiß oder eine Kombination mit Strom und Gas.

Besucher sollen hier einen Eindruck von der atmosphärischen Wirkung der verschiedenen Laternentypen mit unterschiedlichen Beleuchtungsarten bekommen. Sie können die Leuchtkörper, Leuchtmittel und Lichtfarben direkt in der Praxis erleben, vergleichen und beurteilen. Das Spektrum reiche, so die zuständige Beigeordnete der Stadt Düsseldorf, Cornela Zuschke, „von ganz authentisch bis schrecklich modern.“

Der "Lichterweg" ist  öffentlich zugänglich, die Laternen leuchten ab Einbruch der Dämmerung.      Foto: Stadtwerke Düsseldorf     
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