Aktualisiert: November 2023
In ganz Unterrath und in allen anderen Stadtteilen wird knapp 14.000 historischen und denkmalgeschützten Laternen den Gashahn zugedreht. Nur rund 200 sollen im Hofgarten als echte Denkmäler mit Gaslicht erhalten bleiben. Bereits am 14. Dezember will der Rat die Ausstattung aller anderen mit LED-Leuchten oder den vollständigen Austausch gegen neue „technisch-dekorative oder technische LED-Leuchten" beschließen. Noch 2020 hatten die Politiker den Bürgern zugesagt, 10.000 gasbetriebene Gasleuchten zu erhalten. Wortbruch oder sinnvolle Entscheidung für Klimaschutz und Verkehrssicherheit? Die kontroverse Diskussion ist erneut entflammt. Der RVDU gibt Antwort auf wichtige Fragen.
Was hat der Rat am 7. September 2023 konkret beschlossen?
Der mehrheitlich beschlossene Antrag der Ratsfraktionen von CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, SPD und Die PARTEI-Klima-Fraktion enthält (zusammengefasst) folgende Eckpunkte:
o Umstellung aller Gaslaternen auf energieeffizienten Strombetrieb. Nur rund 200 Originale im Hofgarten sollen bleiben.
o Erhaltung des charakteristischen Stadtbildes sowie der Modellvielfalt durch Um- oder Nachbauten vorhandener Gasleuchten.
o Ausschließliche Verwendung von warmweißem Licht bis 3.000 Kelvin.
o Vorlage eines Konzepts für Bezirksvertretungen, Ratsgremien und Rat, wo Gaslaternen mit elektrischen LED-Lampen um- bzw. nachgebaut und mit modernster Technik ausgerüstet werden können.
Was hatte zu der Entscheidung von 2020 geführt?
Seit 2005 wird in Düsseldorf über die Zukunft der Gasbeleuchtung diskutiert. Mit rund 14.000 Leuchten spielt sie eine wichtige Rolle in der Straßenbeleuchtung, aber auch als kulturhistorisches Erbe der Stadt. Sie steht für ein besonderes Heimatgefühl zahlreicher Bürgerinnen und Bürger.
Im Herbst 2018 startete ein breit gefächerter Bürgerdialog zur Zukunft der Gasbeleuchtung. Die Ergebnisse flossen in die Ratsentscheidung vom Mai 2020 ein. Danach sollten fast 10 000 gasbetriebene Leuchten erhalten bleiben. Sie wurden in die Denkmalliste eingetragen. Mit dieser Verfügung sollte verhindert werden, dass durch die Umrüstung historisch bedeutsame technische und gestalterische Details unwiederbringlich verloren gehen.
Warum änderte der Rat diese Entscheidung am 7. September 2023?
Laut Verwaltung ging es dabei um die Frage, wie viele mit Gas betriebenen Laternen sich die Stadt angesichts steigender Energiekosten, mit Blick auf die Klimaziele, zukünftiger Netzverfügbarkeiten und weiterer ökonomischer und ökologischer Aspekte noch leisten sollte. Dem Rat lagen drei sogenannte „Szenarien“ vor, von denen er das Szenario 3 (Manufaktur) beschloss.
Was soll am 14. Dezember 2023 beschlossen werden?
Dem Rat liegt ein 10-seitiges "Umsetzungskonzept" vor, bei dem es um den „weitgehenden Erhalt der gasbetriebenen Leuchtenmodelle durch strombetriebene Um- und Nachbauten" geht. Auf LED-Beleuchtung umgerüstet werden sollen danach rund 11.840 Leuchten, ca. 1780 werden durch „technische Leuchten“ ersetzt.
Echte, traditionelle Gaslaternen werden in Zukunft nur noch im Hofgarten leuchten. Das sind 40 (von rund 3600) vom Typ „Alt-Düsseldorf“ (Foto rechts und oben). Dieser Typ markiert auch in der Unterrather Heimstättensiedlung ganze Straßenzüge. Erhalten werden auch ca. 175 Gaslaternen vom Typ „Frankfurter“. Die ausführliche Vorlage lesen Sie hier.
Was wird aus den Unterrather Gaslaternen?
Unterrath weist mit fast 800 Leuchten gesamtstädtisch gesehen eine sehr hohe Gaslaternendichte auf. Drei Beispiele für die verwendeten Typen: „Alt Düsseldorfer“ stehen besonders dicht „An der Golzheimer Heide“. Überwiegend mit Aufsatzleuchten (Foto unten) bestückt sind Kehler Straße, Krönerweg, Sperlings- und Zeisigweg. An Eckenerstraße und Thewissenweg stehen überwiegend Reihenleuchten. Es werden wohl alle auf LED-Licht umegrüstet oder durch neue Leuchten ersetzt. Details werden vorher in der Bezirksvertretung beraten. Einen Zeitplan gibt es noch nicht.
Wie reagieren Bürgerinitiativen, Siedlungs- und Heimatvereine?
RVDU: Der RVDU hat - gemeinsam mit dem Bürgerverein und Siedlerverbänden – bisher die Aktivitäten der Initiative „Düsseldorfer Gaslichter“ ideell und finanziell unterstützt. Das gelte auch in Zukunft, so RVDU-Vorsitzende Luzia Busemann: „Der RVDU ist sich bewusst, dass das Thema unter seinen Mitgliedern und bei den Unterrather Bürgern durchaus kontrovers und emotional diskutiert wird.“ Falls der neue Ratsbeschluss wirklich umgesetzt werde, gehe es darum, einen tragfähigen Kompromiss zwischen der Erhaltung des Unterrather Ortsbildes und den Forderungen nach mehr Licht und damit auch mehr Sicherheit auf den Straßen herauszuholen.
Initiative Düsseldorfer Gaslicht“: Als Augenwischerei bezeichnet die Initiative Düsseldorfer Gaslicht den Ratsbeschluss. „Es wird die versprochene großflächige Aufstellung von Attrappen nicht geben. Ende werden überall die hellen ,technischen' LED-Strahler stehen,” prophezeit Lutz Cleffmann von der Initiative. Die Anfertigung von Nachbauten würde extrem teuer, deshalb werde die Stadt „mit Sicherheit“ beschließen, darauf zu verzichten. Bleiben würden dann nur noch die Alt-Düsseldorfer-Attrappen in privilegierten Vierteln. Hier geht's zur Website der Gaslichter.
Düsseldorfer Jonges: Viele Bürgerinnen und Bürger könnten nicht verstehen, „dass Verwaltung und Rat dieses einmalige Technikdenkmal, das an der Schwelle zur Einstufung als Weltkulturerbe steht, ,im Handstreich‘ abschaffen wollen“, meint Baas Wolfgang Rolshoven, „diese Gaslaternen gehören zur DNA unserer Stadt. Wenn der Ratsbeschluss kommt, wird Geschichte ausgelöscht.“ Den Beitrag aus dem Vereinsmagazin „das tor“ lesen Sie hier.
Haus&Grund:Der Haus-, Wohnungs- und Grundeigentumsverband Haus und Grund Düsseldorf und Umgebung meint, durch den Ratsbeschluss verliere Düsseldorf ein „weltweit absolut einmaliges denkmalgeschütztes Industriedenkmal“. Dessen Erhalt hätte eines „entsprechenden Abwägungsprozesses, auch mit den Anwohnern, bedurft“. Das lieb gewonnene Stadtbild werde sich „kolossal verändern“. In der Politik müsse „noch einmal ein Umdenken stattfinden, damit eine deutlich größere Zahl“ von echten Gasleuchten erhalten bleibe. Hier der Beitrag aus dem Mitgliedermagazin „Meine Immobilie“.
WEITERE INFORMATIONEN
Auf dieser RVDU-Archivseite können Mitglieder die Geschichte der Gaslaternen-Diskussion bis September 2022 nachlesen – mit interessanten Zahlen und Verlinkungen sowie einer umfassenden Darstellung zum jahrelangen Engagement der Bürger und Vereine um den Erhalt der Gaslaternen.